Atomkrieg-ueberleben-Vorbereitungen
Allgemein

Können wir einen Atomkrieg überleben?

Titelbild von Allie Reefer on Unsplash

Disclaimer vorab

Eigentlich wollten wir zu dem Thema keinen Beitrag bringen. Nicht, weil es uns nicht interessiert oder, weil wir es gerade heute nicht für wichtig halten. Sondern weil wir uns nicht sicher waren, was wirklich darüber geschrieben werden kann und wie schmal der Grat zwischen Panikmache und Praxis ist.

Ich persönlich stelle mir jeden Tag die Frage, ob das, was ich gezeigt bekomme, der Wirklichkeit entspricht oder mich in eine bestimmte Richtung lenken soll. Mir werden zum Beispiel ständig irgendwelche Woke-Eskapaden angezeigt, die wirklich befremdlich sind, um es nett auszudrücken. Sollen diese mich dazu bewegen, mich konservativer zu orientieren? Oder was soll ein “Bericht” bei mir auslösen, dass die USA knapp 300 Millionen Dollar für Anti-Radiation-Drugs ausgegeben haben sollen?

Da ich diesen Artikel auf SurvivalRucksack.com bereits einmal geschrieben hatte, bevor die Seite offline genommen wurde, möchte ich die Recherchearbeit und Fakten gerne in neuer Form hier zur Verfügung stellen. Wer weiß, vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen, über das Thema fundierter nachzudenken und es hilft mir auf jeden Fall einen wichtigen Gedanken für alle klar und eindeutig zu kommunizieren:

In unserer Geschichte gab und gibt es keine wichtigere Aufgabe als dafür zu sorgen, dass kein Konflikt so weit eskaliert, dass er das Ende für alle bedeutet. Allein mit dem Gedanken zu spielen oder sich mit der Aussage zu profilieren, dass der Einsatz von Atomwaffen zu welchem Zweck auch immer eine Lösung darstellen könnte, beweist die absolute Unfähigkeit derjenigen, die uns eigentlich vor einem solchen Schwachsinn bewahren sollten.

Zurück zum Beitrag selbst. Mir war es gerade einfach wichtig, den täglichen knapp 500 Lesern dieses Blogs die oben stehende Botschaft mitzugeben. Wenn jeder den Gedanken mit einer anderen Person teilt und diese das Teilen weiterführt, kann daraus vielleicht ein allgemeines Verständnis dafür entstehen, wie wichtig es ist, eine Eskalation nicht weiter voran treiben zu lassen.

 

Können wir also einen Atomkrieg überleben?

Und da fängt es auch schon an, schwierig zu werden. Klar, das Beitragsbild und die Überschrift sind reißerisch und wahrscheinlich weckt es Erwartungen (Befürchtungen), die dazu geführt haben, dass du diesen Artikel angeklickt hast. SurvivalRucksack ist (war) aber nicht eine reißerische Plattform für Apokalyptiker, sondern soll hilfreich und fundiert sein. Deshalb haben wir uns mit dem Thema Atomkrieg auseinandergesetzt.

Die Chance, dass wir als „Wahlberechtigte“ geopolitisch Einfluss auf das Geschehen nehmen können, ist relativ klein. So klein, dass man sich darin verlieren kann, in ein Ohnmachtsgefühl abzudriften. Was soll man als einzelne Person oder Gruppe auch dagegen unternehmen können, dass es noch rund 15.000 nukleare Sprengköpfe gibt und beispielsweise im chinesischen Meer gerade Inseln „erschaffen“ werden, die als stationäre Flugzeugträger fungieren? Gar nichts…

Aber neben dem großen Ganzen steht immer das Individuelle. Und das ist es ja im Kern auch, was SurvivalRucksack und der Gedanke, vorbereitet zu sein, ausmacht. Ein Get Home Bag bringt nur dich nach Hause, niemanden sonst. Andere sind auch nicht deine Verantwortung. Denn jeder ist selbst dafür verantwortlich, glücklich, sicher und gesund zu sein.

Wir wollen aber eine Liste an Fragen und Antworten zusammenstellen, die dir helfen (zumindest gedanklich) vorbereitet zu sein:

 

Wie sieht es mit deinen Vorräten und deiner Versorgung aus?

Hast du genügend Wasser und Vorräte im Haus, um mindestens 2 Monate für dich selbst und deine Angehörigen zu sorgen? Hast du genügend Batterien, um Licht zu haben oder auf simple Art kommunizieren zu können? Eine nukleare Explosion bringt immer einen EMP-Impuls mit sich. Und auch wenn wir nicht genau recherchieren konnten, wie es mit dessen Reichweite aussieht, sollte zumindest in Europa alles lahmgelegt sein, was einen Microchip in sich trägt.

 

Wie sieht es mit einem Schutzraum aus?

Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem „Blast-Shelter“ und einem „Fallout-Shelter“. Erster soll dich vor der Druckwelle einer Explosion schützen, die mit bis zu 1.000 km/h wie eine Welle für Verwüstung sorgt. Der Druck nimmt selbstverständlich mit der Entfernung zur Explosion ab, sodass nach einer bestimmten Entfernung kein „Blast-Shelter“ mehr benötigt wird und auch normale Häuser Schutz bieten.

Hier gilt: So weit in der Mitte und tief im Haus aufhalten wie möglich und so weit weg wie möglich von zersplitternden Fenstern.

Der Fallout-Shelter sollte im Idealfall mit dicken Wände ausgestattet sein. Das Abkleben von Fenstern, Lüftungen und Türspalten kann dabei helfen, dass kein radioaktiver Staub in das Haus kommt. Im Fallout-Shelter verbringst du hypothetisch mindestens 2 Wochen. Solange dauert es, bis die radioaktiven Isotope durch ihre relativ geringe Halbwertzeit keine große Bedrohung mehr darstellen.

 

Bist du im Freien, während der Atomkrieg beginnt?

Die Chancen stehen gut (außer du stehst genau dort, wo niemand stehen sollte), dass du eine gewisse Zeit hast, um dich in Sicherheit zu bringen (siehe Fallout-Shelter). Du hast also ein wenig Zeit, um dich nach einem Atomangriff in Sicherheit zu begeben. Es sei denn, du bist in dem Radius, der verdampft. Die Druckwelle legt die ersten 2 Kilometer in rund 5 Sekunden zurück, die nächsten 2 Kilometer wieder in etwa 5 Sekunden und so weiter.

Gibt es eine Explosion in einer Entfernung von etwa 100 Kilometern, hast du gut 4 Minuten, um deine Lage zu optimieren.
Wenn du also den Blitz siehst, befolge das, was im Kalten Krieg jedem Schulkind eingetrichtert wurde: Gesicht auf den Boden, Hände schützend über den Kopf und „brace yourself“.

 

Darf man in die Richtung der Explosion schauen?

Wir sind zwar alle neugierige Menschen, allerdings sollte man niemals in die Richtung der Explosion schauen. Selbst wenn man den Blast nur im Augenwinkel wahrnimmt, kann er zur vorübergehenden Blindheit führen. Wenn direkt in den Blitz geschaut wird, kann es in bis zu 30km Entfernungen tagsüber und 80km Entfernungen nachts zur dauerhaften Schädigung der Retina kommen.

 

Verbrennungen durch den Blast

Umkreis 12 km: Verbrennungen 1. Grades
Umkreis 10 km: Verbrennungen 2. Grades
Umkreis 8 km: Verbrennungen 3. Grades

 

Druckwelle der Explosion (1 Megatonnen Bombe = deutlicher kleiner als die „Durchschnittsbombe“)

Umkreis 5 km: 250 km/h Druckwelle
Umkreis 1 km: 750 km/h Druckwelle

Ein Mensch kann solche Druckwellen überleben, allerdings nicht den Zusammenprall mit Objekten, die sich mit der Geschwindigkeit ballistisch durch die Luft bewegen.

 

Wie kann ich mich dekontaminieren?

Wenn du es nach Hause geschafft hast, werde deine Kleidung am besten draußen los. So bleibt radioaktives Material draußen und es kann bis zu 90% der Strahlung vermieden werden. Als nächstes solltest du wenn möglich duschen. Wasch deine Nase aus, wisch deine Haut gründlich ab aber vermeide, dass Material in offene Wunden oder Kratzer eindringt.

Benutze Shampoo aber keine Spülung oder Cremes, die übrig gebliebene Staubpartikel an den Körper binden. Die Dusche funktioniert nicht mehr? Nimm ein warmes, nasses Handtuch und wisch dich gründlich ab.

 

Jodtabletten? … da war doch was

Aus medizinischer Sicht kann es helfen, Jod zu sich zu nehmen. Denn sobald radioaktives Jod in den Organismus gelangt, wandert fast die gesamte Jodmenge in die Schilddrüse und wird dort mit einer biologischen Halbwertszeit von ca. 120 Tagen gespeichert. Während dieser Zeit kann das radioaktive Jod das kleine Organ Schilddrüse in hohen Dosen bestrahlen und einen entsprechenden Schaden setzen.

Selbst nach dem Zerfall des Radiojods einige Wochen nach der Aufnahme wirken Strahlenschäden weiter und können zu Krebs führen.
Die Schilddrüse hat den selbstregulierenden Mechanismus, bei Jodmangel mehr Jod aufzunehmen und bei hoher Jodzufuhr eine weitere Aufnahme zu blockieren. Dabei unterscheidet sie aber nicht zwischen Radiojod und nicht radioaktivem, stabilem Jod.

Eine Schilddrüse mit Jodmangel kann bei einem atomaren Unfall mit radioaktiven Freisetzungen viel Radiojod aufnehmen, während eine mit Jod gesättigte Schilddrüse kein zusätzliches radioaktives Jod aufnimmt. Deshalb ist es wichtig, dass eine Sättigung der Schilddrüse mit stabilem Jod vor Eintreffen einer radioaktiven Wolke erfolgt.

Aber wir wollten ja realistisch bleiben. Deshalb kann man sich das Thema und den Kauf von Jodtabletten eigentlich sparen. Sollte es wirklich zu einem Krieg kommen, gehört dieses Thema zu den kleineren Sorgen. Außerdem würde man sich einer enormen Gefahr aussetzen, wenn man sich bei einer zentralen Ausgabestelle in eine Warteschlange einreiht.

 

Bin ich am „optimalen“ Ort?

Du bist an einem Ort, der dir nicht optimal vorkommt? Vielleicht weil das Gebäude sehr exponiert ist oder du dich dort nicht auskennst? Rein theoretisch hast du etwa 30 Minuten, bevor Partikel und radioaktiver Staub wieder zurück auf die Erdoberfläche fallen. Nutze dieses Zeitfenster, um nach Hause zu kommen oder zumindest dorthin, wo es dir besser „gefällt“.

Du brauchst medizinisches Versorgung? Das Thema könnte sich nun etwas schwieriger gestalten. Seien wir realistisch. Sprechzeiten werden vermutlich nicht mehr eingehalten und einen Krankenwagen zu rufen macht wohl auch keinen Sinn. Aber wenn du jemanden kennst, der medizinisch fit ist, kann das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

 

Strahlungswerte interpretieren

bis 450 REM: 50% Chance, zu überleben
bis 600 REM: 10% Chance, zu überleben

 

Was ist als Fallout zu verstehen und wie sieht er aus?

Das, was bei einer nuklearen Explosion im Krater verdampft, steigt als Atompilz auf und gibt der Explosion ihre Charakteristik.

Diese Partikel können hunderte Kilometer weiter zu Boden fallen. Das muss nicht als schwarzer Regen passieren, sondern kann völlig unsichtbar stattfinden. Wie bereits oben erwähnt dauert er rund 2 Wochen, bis dieser Fallout auf ca. 1% seiner Strahlungsenergie zerfallen ist. Selbst wenn es nicht regnet, kann man sich ohne einen Geigerzähler also nicht sicher sein, wie stark die Umwelt kontaminiert ist.

 

Lohnenswerte Investition: Geigerzähler

Woher weiß man also, ob ein Gebiet oder generell die Umgebung sicher ist oder nicht? Die einzige Möglichkeit, sollte man bis hier hin überlebt haben, ist ein Geigerzähler*. Moderne aber auch ältere Zähler ermitteln die Strahlungswert und geben ein audiovisuelles Warnzeichen, sollte die Umgebung stark belastet sein. *(Link führt zu Amazon und ist Teil des Partnerprogramms. Amazon zahlt also eine Vermittlungsprovision)

 

Fazit

Es bleibt die Hoffnung und der Wunsch, dass dieses Wissen weiterhin zu den unnützen Fakten gehören wird. Alle Vorbereitung und alles Training kann in einem solchen Szenario vermutlich helfen –  vorstellen wie es wirklich wäre, kann man es sich aber wohl nicht.

Trotzdem ist es sinnvoll, Strahlungswerte interpretieren zu können und zu wissen, wann man wieder raus darf und wann es noch zu gefährlich wäre. An dieser Stelle ist Wissen Sicherheit. Und zu wissen, wie man sich selbst einigermaßen schützen kann, schadet vermutlich nicht.

Das eigentliche und recht deprimierende Fazit ist aber, dass niemand weiß, wie unsere Chancen zurzeit stehen. Die zunehmende Verunsicherung aller macht es einem nicht gerade leichter, die Lage objektiv einzuschätzen.

Es bleibt der Wunsch, dass jeder sich darüber im Klaren ist, dass eine Vermeidung einer solchen historischen Katastrophe das wichtigste Ziel der Menschheit ist.

Jeder, der etwas anderes behauptet, hat schlichtweg keine Ahnung und sollte daher auch keinerlei Einfluss haben.

 

Ist ein Ziel in deiner Nähe? Link zur Nuke Map

Mittlerweile ist Version 2.72 der NukeMap (zur Website) veröffentlicht, mit der sich die Auswirkungen einer nuklearen Explosion simulieren lassen.

Mit den Angaben des Explosionsortes und der aktuellen Windrichtung lässt sich ebenfalls der mögliche Fallout simulieren.

Hier ein Screenshot der Simulation eines Angriffs auf Wilhelmshaven, unserem nächstgelegenen Marinestützpunkt mit einem Titan 2 Warhead:

Nuke-Map-Simulation